Angelika Schimchen

In alten Texten, die auf Bhodidharma zurückgeführt werden, kommt der Begriff Hsin vor, der mit Geist übersetzt wird. Dieser begriff wird aber auch mit Herz übersetzt. Shifu Yap betont immer wieder, dass es im Kung Fu um eine Vermittlung von Herz und Geist geht. Es gefällt mir besonders, dass es nicht um reinen Erwerb von Technik geht, obwohl diese natürlich sehr wichtig ist. Meine Liebe zu Kung Fu ist durch alles zusammen erhalten geblieben.

Kung Fu Lebenslauf

Während und nach meinem Studium habe ich viele Tanztrainings gemacht und angefangen, Tai Chi Chuan zu üben. Als ich mich für eine Tanztherapieausbildung entschieden hatte, war ich auf der Suche nach einem guten Köpertraining. Kung Fu war – nach der Fernsehserie – ein Kindertraum von mir und 1989 habe ich endlich Andys Kung Fu Schule gefunden. Dort hab ich mich sofoert wohlgefühlt.

Es begann (wie Shifu Yap sagt) das Training von Muskeln, Sehnen und Gewebe um den Körper für die Aufnahme und Durchlässigkeit von Chi [Qi] vorzubereiten. Das Training bei Andy machte wirklich Spass, so dass ich es schaffte, meine Trägheit zu überwinden und Jahr führ Jahr dabei zu bleiben. Nach und nach erschloss sich mir der tiefere Sinn und Inhalt des Kung Fu.

In China wurden die Kampfkünste in Klöstern unterrichtet und waren auch spirituell ausgerichtet. In der Schulung des Kampfes ging es in erster Linie darum, den Geist zu schulen, den inneren Feid zu bezwingen und zu innerer Ruhe und Ausgeglichenheit zu kommen. Im Laufe der Zeit ist es wichtig, sich selbst, andere und den eigenen Lebensweg zu erkennen. Hilfreich dazu ist, dass Fortgeschrittene oft eine eigene Form oder Tierstil erlernen, die dem Wesen dieses menschen entsprechen und quasi auf den Leib geschneidert sind.

Die höchste Stufe in der Kampfkunst ist zu siegen, ohne gekämpft zu haben. Der Gegner soll an unserer Haltung, Energie und Ausstrahlung bereits erkennen, dass es keinen Sinn hat gegen uns zu kämpfen. Selbstsicheres Auftreten ist der grösste Schutz vor An- und Übergriffen und deshalb erstes Ziel in den Selbstverteidigungskursen, die ich seit Jahren leite. Da hoffentlich die wenigsten von uns in Strassenkämpfe verwickelt werden sind die grössten Gegner, den wir zu besiegen haben unsere eigenen Schwächen. Kampfkunst wird zu einer Lebensphilosophie. Dabei sollen wir uns genau kennenlernen. Das Gelernte müssen wir umsetzen und im Leben praktizieren.

In alten Texten, die auf Bhodidharma zurückgeführt werden, kommt der begriff Hsin vor, der mit Geist übersetzt wird. Dieser begriff wird aber auch mit Herz übersetzt. Shifu Yap betont immer wieder, dass es im Kung Fu um eine Vermittlung von Herz und Geist geht. Es gefällt mir besonders, dass es nicht um reinen Erwerb von Technik geht, obwohl diese natürlich sehr wichtig ist. Meine Liebe zu Kung Fu ist durch alles zusammen erhalten geblieben.

Interessant für mich ist auch, dass die Bewegungen des Kung Fu möglicherweise von alten schamanischen Jagdtänzen und rituellen Körperhaltungen abgeleitet sind und die des Qi Gong aus einer Art frühen Heiltanz. Diese beiden Bewegungssysteme möchte ich verbinden und damit alt und weise werden.