Franz Geiger

Zum Nam Wah Pai Kung Fu zu finden, war ein langer Weg.

1976, im Alter von fünf Jahren, schenkte mir meine Mutter einen weissen Anzug, ich sollte jeden Abend in das Haus gegenüber gehen und dort am Training teilnehmen.

Es war das Kampfkunst- und Sportzentrum in Heilbronn am Neckar, wo ich die ersten Züge dieser Luft nahm, im Rahmen des Taekwondo-Unterrichtes.

Einige Jahre später, nach dem Umzug von Heilbronn zurück in meine Heimat, nach Mosbach im Neckar-Odenwald-Kreis, bot sich mir dort, wo es damals kein Taekwondo gab, die Gelegenheit, Goju Ryu-Karate zu trainieren, in einer der Schulen des Karate-Meisters Tokio Funasako, den ich vom Sehen her schon aus dem Trainingszentrum in Heilbronn kannte.

In dieser Karateschule fand ich sehr gute Freunde, von denen auch heute noch einige zu meinen besten Freunden zählen, hier sei ganz besonders Steffen Dieterle genannt. Er war letztendlich derjenige, der mich zum Nam Wah Pai Kung Fu gebracht hat.

Während meiner Zeit als Schüler im Mosbacher Gymnasium nahm ich an der dort stattfindenden Judo-AG teil, was mir gut gefiel, denn hier konnte auch „Arbeit mit intensivem Körperkontakt“ geübt werden.

Nach einer ca. dreijährigen Pause, ganz ohne kampfsportliche Aktivität, bemerkte ich, wie sehr mir das fehlte, was ich schon zu lernen begonnen hatte, bevor ich zur Schule ging.

Zunächst freundete ich mich mit dem Gedanken an, Aikido zu lernen, was aber nicht meinen Vorstellungen entsprach, da die Schule, in der ich es ausprobierte, angegliedert an ein Fitness-Studio, äusserst kommerziell ausgerichtet war, und hierdurch die Qualität sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde. Nach nicht einmal einem Jahr konnte ich erwirken, aus dem Zwei-Jahres-Vertrag herauszukommen.

So kontaktierte ich dann, angetrieben vom Willen, aktiv zu bleiben, einige Freunde, von denen ich wusste, dass auch sie von den asiatischen Kampfkünsten begeistert sind, und wir trainierten als freie Gruppe miteinander.

Auch Steffen Dieterle, mein alter Karatebruder, war dabei.

Von ihm kam dann 1997 – die Gruppe war aus verschiedenen Gründen nicht mehr zusammenzubringen – der Vorschlag, wir könnten doch gemeinsam in der Nam Wah Pai-Schule in Karlsruhe trainieren gehen, wofür ich ihm noch heute sehr dankbar bin.

Schon nach dem ersten Training in Karlsruhe war ich so begeistert, dass ich auf alle Fälle dabeibleiben wollte. “ Steffen hier bleibe ich dabei, und wenn ich mich nicht mehr bewegen kann, dann werde ich trotzdem als Passiver so viel tun, wie ich kann, um an Nam Wah Pai nahe dran zu bleiben.

Nie werde ich vergessen, wie herzlich ich aufgenommen wurde, und wie das abwechslungsreiche Training mich bereichert hat. Ganz besonders die Tatsache, dass hier weder „Geheimniskrämereien“ noch kommerzielle Ausuferungen betrieben werden, verstärkte meinen Wunsch.

An dieser Stelle danke ich meinem Shifu Andy Jobst ganz herzlich, der sich dafür engagiert hat, dass ich in Karlsruhe als Schüler aufgenommen werden kann !

Die weite Fahrt nach Karlsruhe hat sich immer gelohnt und so ist es auch noch heute, obwohl ich leider nicht mehr ganz so oft wie damals die Zeit habe.

Meinem Shifu Stefan Dieterle, der kurz nach meinem Eintritt in Karlsruhe die dortige Schule leitend übernommen hat, danke ich sehr für sein hervorragendes Training, sein Engagement und seine Freundschaft.

Dies gilt natürlich gleichermassen für meine Kampfgefährten und -gefährtinnen in all den Jahren seit 1997, mit denen ich immer gerne trainiert habe und noch immer gerne trainiere. Täglich freue ich mich sehr darüber, dass so starke und langjährige Freundschaften entstanden sind. Auch denjenigen, die nicht mehr aktiv dabei sind bzw. dabei sein können spreche ich hiermit meinen Dank aus.

Ab 1998 durfte ich sehr viel Zeit mit Shifu Andy Jobst verbringen, es ist mir einer der liebsten Urlaube, meinem Shifu bei der Arbeit zu helfen, von ihm immer mehr vom und über Nam Wah Pai Kung Fu und auch andere Dinge über die asiatische Kultur zu lernen. Die vielen Trainingseinheiten, die ich in diesen Zeiten ausserhalb des alltäglichen Trainingsbetriebes erhalten kann, sind unersetzlich für mich geworden. Auch möchte ich diese Zeiten nicht missen, die ich mit Shifu Andy Jobst verbringen darf, der nach meinem Empfinden für mich das geworden ist, was für mich die zutreffendste Übersetzung für „Shifu“ ist: ein Freund wie ein Vater !
Mit grösstem Respekt und tiefster Dankbarkeit meinem Shifu Andy Jobst und meinem DaShifu Yap Voon Kheong gegenüber, freue ich mich darüber, nunmehr seit 2004 auch selbst dazu beitragen zu dürfen, dass Nam Wah Pai-Kung Fu weitere Kreise zieht, indem ich in meinem Wohnort eine eigene Nam Wah Pai-Schule leite.
Meine tiefste und aufrichtigste Ehrerbietung als wie auch meinen Dank an Shifu Andy Jobst, ohne dessen Energie und Tatendrang es kein Nam Wah Pai in Deutschland gäbe und an DaShifu Yap Voon Kheong, von dem Shifu Andy Jobst ausgebildet wurde, möchte ich ausdrücken, indem ich zitiere, was mir DaShifu Yap Voon Kheong nach dem Training in einem abendlichen Gespräch im Hof seines Hauses in Melakka/ Malaysia sagte, und was grossen Stellenwert für mein Leben hat:
„Es gibt viele Dinge im Leben, die ein Mensch besitzen kann, doch nur das, was der Mensch verinnerlicht hat, kann ihm nicht genommen werden. Nein. Er kann es sogar noch weitergeben!