Johannes Becker

Schon als Kind haben mich die asiatischen Kampfkünste fasziniert. Doch in meinem Geburtsort Karaganda / Kasachstan wurden Kampfkünste nur begrenzt angeboten. Kampfsportarten wir Kung-Fu, Karate, Taekwon-Do waren damals wegen ihrer Effektivität sogar verboten. Es gab die Sportabteilungen Boxen, Judo und Ringen, das war aber nicht das, was ich lernen wollt. Dadurch, dass wir Deutsche sind, wurden wir in der Schule oft gehänselt und als „Faschisten“ bezeichnet. Der einzige Weg sich zu behaupten und zu beweisen, dass man kein minderwertiger Mensch ist, waren die Strassenkämpfe nach Schulende. Es waren auch meine ersten Kampferfahrungen. Da gab es keine Regeln und kein Aufgeben, es ging um die Ehre.
Im Januar 1988 durfte ich mit meinen Eltern in unsere Heimat Deutschland reisen. Hier angekommen, war die Suche nach dem richtigen Kampfsport für mich selbstverständlich. Es war aber nicht einfach, denn es gab nicht nur verschiedene Kampfsportarten sondern auch unterschiedliche Stile. Also begann für mich ein langer Weg durch Karate, Kickbox-, und Taekwon-Do Schulen in Regensburg. Es waren aber nicht die Kampfkünste, die ich suchte und die mich faszinierten. Es fehlte das gewisse Etwas. Mein Schulfreund und guter Kumpel Soner Soylu trainierte damals NAM WAH PAI KUNG-FU bei meinem jetzigen Meister Andy Jobst und fragte mich, ob ich nicht mal Kung-Fu ausprobieren will. Er hat es mitbekommen, dass ich die Kampfkünste erlernen will und schon in fast allen Schulen war, die damals in Regensburg waren. So kam ich im Februar 1990 ins Kampfsportzentrum, in der Kung-Fu unterrichtet wurde. Am ersten Tag wurde ich gleich freundlich von Andy Jobst und seinen Schülern empfangen. Die erste Hürde war genommen und ich fragte, ob ich mir das Kung-Fu anschauen kann. Andy sagte nur: „Bei uns gibt es keine Zuschauen, sondern nur gleich Mitmachen.“ Nach dem Motto: Radl fahren lernt man durch Radl fahren, und nicht durch zusehen. Das hat mich gefreut, weil ich meine Sportsachen schon dabei hatte und es auch meine Einstellung war. Was ich da im Training sah, war genau das, was ich seit meiner Kindheit suchte. Am selben Tag bat ich Andy Jobst mein Kung-Fu Meister zu werden und im Kung-Fu in Regensburg gab es von da an ein Mitglied mehr. Die ersten fünf Jahre trainierte ich jeden Tag, um mein Ziel zu erreichen: Meister im Kung-Fu zu werden. 1992 legte ich die Rotgurtprüfung ab und stieg zum Trainerassistent auf. 1997 war mein Ziel fast erreicht: der Schwarzgurt. 1998 war die Chance da eine eigene Schule zu eröffnen, die ich sofort ergriff. 1999 wurde ich von Da Shifu Yap Voon Kheong zum Spezialtraining nach Malaysia eingeladen, wo ich drei Monte ein solches geniessen durfte. Zurück in Deutschland stellte ich meinen Trainingsstil nach den Erfahrungen in Malaysia um. Es ist ein großer Unterschied, ob man als Schüler trainiert, oder als Meister selber unterrichten muss. Aus beruflichen und privaten Gründen übergab ich Ende 2004 die Schule an den nächsten Meisterschüler. Durch diesen Schritt hatte ich jetzt mehr Zeit mein persönliches Kung-Fu weiterzubilden. Im Sommer 2007 legte ich meine Prüfung zum 2. Dan ab. Durch Ehrgeiz und Fleiß kann jeder sein Ziel erreichen.
Meilensteine:
1990 Start Kung Fu
1992 Rotgurt
1997 Schwarzgurt
1998 Eröffnung eigener Schule
1999 Spezialtraining in Malaysia
2004 Abgabe der Schule
2007 2.Dan